Im Portrait: MITMed – Multimodales Interaktionssystem für die TeleMedizin
Die psychische Gesundheitsversorgung ist seit Beginn der Corona-Pandemie gleichzeitig so wichtig und schwer zugänglich wie selten zuvor. Therapiesitzungen konnten zum Teil nicht stattfinden oder mussten mit Hilfe von Videoplattformen digital abgehalten werden. Die physische Distanz geht dabei oft mit einer Abnahme der Behandlungsqualität einher, da selbst bei guter Videoqualität Emotionen für den oder die Therapeut*in weniger gut erkennbar sind. Das MITMed-Projekt verbessert die therapeutische Beziehung, indem ein hybrides Gesamtsystem zum intuitiven Austausch von Emotionen entwickelt wird, das Hardware- und Softwarekomponenten verbindet. Grundprinzip ist die Vermittlung emotionaler Zustände über Berührungsreize im Verbund aus digitaler Applikation (App) und tragbaren Geräten (Wearable).
Kooperationspartner*innen in MITMed?
Georg-August-Universität Göttingen, Lehrstuhl für Informationsmanagement, Digital Health Research Group
Koordination, Außenkommunikation, iteratives und ko-kreatives Design des Gesamtsystems, wissenschaftliche Begleitung, Auswertung und Publikation
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen, AG Translationale Therapieforschung
Definition klinischer Anwendungsszenarien, Durchführung der klinischen Anwendungserpobung, Einbindung von Patient*innen und Angehörigen
Institut für Medizinische Informatik der Universitätsmedizin Göttingen, Professur für Medizinische Datenwissenschaften
Bereitstellung der Forschungsdateninfrastruktur zwischen Krankenversorgung und Forschung, Vernetzung zu weiteren Arbeitsgruppen und Forschungsplattformen
Minddistrict GmbH
Entwicklung und Bereitstellung der digitalen Infrastruktur für Psychotherapie sowie der Schnittstellen zwischen den Hardware- und Softwarekomponenten
LEHNER GmbH Sensor-Systeme
Entwicklung, Produktion und Betreuung der Wearable-Hardware
Digital Worx GmbH
Design und Implementierung sicherer Kommunikationskanäle, Erstellen eines IT-Sicherheitskonzeptes und dessen strategische und praktische Umsetzung
Projektziele des Forschungsprojekts
Im Vordergrund des Projekts steht die Verbesserung und Unterstüzung der therapeutischen Beziehung. Durch die Nutzung des hybriden Gesamtsystems im Therapiesetting soll es von therapeutischer Seite einfacher sein, Emotionen des Gegenübers und deren Veränderungen besser wahrzunehmen und darauf einzugehen. Der hybride Modus der Informationsübertragung beruht dabei auf der Erkenntnis, dass Informationen über emotionale Zustände intuitiv über körperliche Signale wahrgenommen werden.
Relevanz von Partizipation und Co-Creation im Projekt MITmed
Aufgrund der Vielfältigkeit der Projektpartner*innen ist es besonders wichtig, die Hardware- und Softwarekomponenten nach jedem Entwicklungsschritt in praxisnahen Einsatzszenarien zu testen und somit zu überprüfen, ob zuvor erhobene Anforderungen erfüllt werden. Dieses Feedback und die gemeinsame Weiterentwicklung mit allen beteiligten Partner*innen spielt hierbei eine große Rolle. Zudem ist in der klinischen Anwendungserprobung aufgrund der Zielgruppe des Projekts, also Menschen mit psychischer Erkrankung, ein sensibler Umgang mit den Proband*innen erforderlich. Um den Therapieerfolg darüber hinaus nicht negativ zu beeinflussen, ist ein möglichst fortgeschrittener Entwicklungsstand des Gesamtsystems bereits vor dessen Probeeinsatz unerlässlich.
Relevante Personengruppen
Neben dem Projektkonsortium werden in MITMed noch weitere zentrale Gruppen beteiligt: sowohl Ärzt*innen und Therapeut*innen als auch Patient*innen sollen von Beginn an aktiv in die Entwicklung des Gesamtsystems eingebunden werden. Ihre Gedanken, Anregungen und Ideen sollen sowohl im Rahmen der Anforderungsanalyse als auch in der klinischen Anwendungserprobung erhoben werden und dann in die Weiterentwicklung des Systems eingehen, sodass später möglichst keine Nutzungsbarrieren entstehen. Dazu sind beispielsweise partizipative Workshops und Fokusgruppen geplant.
Mögliche Herausforderungen im Forschungskontext
Wir erwarten, dass die Einbindung von Patient*innen sowie Behandelnden ein ausschlaggebender Faktor für den Erfolg des Projekts sein wird. Nur wenn die Interessen und Bedürfnisse der beiden Gruppen angemessen in der Entwicklung des Systems berücksichtigt werden, können die Komponenten sinnvoll (weiter-)entwickelt und integriert werden. Dank guter Kontakte in die beiden Gruppen aus Kreisen des Konsortiums gehen wir davon aus, dass wir diese Herausforderungen meistern werden.
Positive Beispiele von Co-Creation im eigenen Projekt
Bislang befand sich das Konsortium in technischen und definitorischen Vorarbeiten, weswegen Co-Creation mit Projekt-Externen bislang noch nicht stattfinden konnte. Wir freuen uns darauf, bald auch die oben genannten weiteren Gruppen an unserer Arbeit teilhaben zu lassen und dadurch in die iterative gemeinsame Entwicklung einsteigen zu können. Doch auch projektintern hat die Vielfältigkeit des Konsortiums bereits dazu geführt, dass wir durch das wiederholte Einbringen verschiedener Standpunkte und Perspektiven unser gemeinsames Verständnis stärken und so die Grundlage für die nächsten Entwicklungsschritte schaffen konnten.
Zusammenarbeit mit CoCre-HIT
Wir freuen uns, dass wir im CoCre-HIT-Team direkte Ansprechpartner für alle Fragen zum Thema Co-Creation haben. So können wir von uns geplante Methoden besser auf unsere Zielgruppen anpassen und vielleicht auch neue Methoden anwenden, die wir bislang noch nicht in Betracht gezogen haben.
Weitere Informationen unter: